Finkhof-Chronik
Eine kleine Finkhof-Chronik
1976
Die Jugendwohngemeinschaft gründet eine Wanderschäferei, um ein freies, selbstbestimmtes (Arbeits-)Leben zu führen.
Strickwolle und Felle werden auf lokalen Märkten verkauft und sollen den Lebensunterhalt sichern.
Erster Auftrieb der Schafherde auf die Obere Mädele-Alpe bei Oberstdorf.
Der erste Film über den Finkhof wird gedreht.
1983
Auseinandersetzungen mit dem Alpenverein, der uns die Sommerweide streitig macht, führen zur Besetzung der Oberen Mädele-Alpe. Der "Allgäuer Schafskrieg" geht durch die Presse.
Der Hofladen in Arnach wird eröffnet. Wir lassen erstmalig dicke Finkhof-Socken aus unserer Wolle stricken. Sie werden in einer kleinen Strickerei maschinell gefertigt und sind – wie die Dicke Finkhof-Socken heute noch – schön dick und warm.
1992
Die Schäferei wird anerkannter Bioland-Betrieb. Die Gruppengröße steigt auf 24 Erwachsene und 8 Kinder.
Im Versand wird unsere zweite Angestellte eingestellt. Ein neumodisches Faxgerät komplettiert das Versand-Büro.
Nach dem Erfolg der Kinderunterhemden kommen auch Wollunterhemden für Erwachsene ins Programm.
Wir bauen unser Wohngebäude aus und bekommen Zentralheizung und Sonnenkollektoren.
1993
Permanente Auseinandersetzungen mit einer Vielfalt an Ideen, Fähigkeiten und Unfähigkeiten hält den Finkhof lebendig. Wir stellen uns die Frage: Hat diese Kommune noch eine gesellschaftliche Relevanz, oder ist sie vielleicht selbst schon ein eingeschliffenes Zahnrad im Getriebe der Gesellschaft. Geht es uns um das Lebensmodell, den Betrieb, das Gruppenleben oder um die Individualität des Einzelnen?
1994
Nach langwierigen Vorbereitungen gelingt es uns endlich, einen Strickpullover aus unserer eigenen Wolle stricken zu lassen: den Finkhof-Troyer! Bis heute ein Klassiker, der aus unserem Sortiment nicht mehr wegzudenken ist.
Wir investieren in unsere erste Telefonanlage, um die telefonischen Bestellungen besser entgegenzunehmen.
1997
In Arnach wird ein großer Schafstall gebaut, die Schäferei ist endlich näher am Adler. Das Winterfutter wird auf stallnahen Flächen gewonnen.
Wir entwickeln unsere Finkhof-Handcreme auf Basis von Wollfett. Heute ist unser Kosmetiksortiment auf eine umfassende Produktpalette angewachsen und wird in Eigenregie nach unseren Vorgaben mit einer Partnerfirma aus der Region produziert.
1998
Nach fünfjähriger Diskussion entscheiden wir uns für eine Finkhof-Betriebsrente.
Wir gehen erstmalig mit einer Homepage online: www.finkhof.de.
Der Widerspruch zwischen Kollektiv und Individuum bestimmt unseren Alltag. Zeit der kleinen und großen Fluchten aus dem Kollektivalltag: nach Nicaragua, aufs Meer zum Segeln oder in die nächstgelegene Kreisstadt übers Wochenende.
2003
Unsere Gruppe schrumpft auf 10 Erwachsene, drei Jugendliche und zwei Schäferlehrlinge.
Wir stellen fest, dass unser Zusammenleben sehr eingespielt ist. Wir erkennen: Gruppenzuwachs wird dadurch schwieriger und ist auch nicht mehr unser Ziel.
Wir starten mit einem kleinen Angebot an Meterware. Den Lammflor gibt es schon seit 2001.
2005
Der Versand bekommt einen kleinen Anbau: das „Vesperstüble“ mit Kaffeemaschine, damit das gemeinsame Frühstück mit den vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nicht mehr auf den Packtischen eingenommen werden muss.
Wir vergrößern den Laden. Im Gastraum unserer Gastwirtschaft richten wir im Winter einen ständigen Telefondienst ein.
2018
Wir verkaufen unsere Schafe, da wir die Schäferei selber nicht mehr umtreiben können und wollen. Zwei Schäferinnen, ehemals Auszubildende und Praktikantin bei uns, gründen eine neue Schäferei und nutzen unsere Flächen und den Stall in Arnach. Unsere zugekauften Fuchsschafe bilden einen Teil der Bioland-Herde der neuen Schäferei.
Unser Online-Shop gewinnt den Shop-Usability-Award für Nutzerfreundlichkeit.
40 Jahre Studentenbewegung und 200 Jahre Friedrich W. Raiffeisen – Vater der Genossenschaftsidee. Die 1968er-Bewegung führte zu weitreichenden sozialen Veränderungen in der Gesellschaft. Für Raiffeisen zählte das Wohl aller, nicht der Profit weniger. In diesem Geiste übergeben wir mit einem Fest die Schäfereigenossenschaft Finkhof eG in jüngere Hände.
Im Juli finden die Gründungsversammlungen für die neuen Genossenschaften statt. Ab 1. September 2018 organisieren sich die neun „alten“ Finkhöfler in der Wohngemeinschaft Finkhof eG.
Eine neue Ära beginnt. Oder wie Cicero gesagt haben soll: Fang nie an aufzuhören! Hör nie auf anzufangen!
2019
Ein Jahr nach der Übergabe arbeiten einige der Finkhöfler noch mit im Betrieb und jeder einzelne steht uns glücklicherweise mit Rat und Tat zur Seite. Dankenswerterweise sind unsere langjährigen und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Wechsel positiv und zuversichtlich begegnet! Schäfermeisterin Irina Lindemann führt die Bioland-Schäferei Falkenhof mit ihren Rhön- und unseren Coburger Fuchsschafen erfolgreich alleine weiter.
Seit Mai besitzen wir die IVN-Zertifizierung, wonach wir nun viele unserer Produkte mit dem Gütesiegel NATURTEXTIL IVN zertifiziert BEST ausloben dürfen - das ist der höchste Qualitätsstandard im Bereich Naturtextil. Ein wichtiger Schritt, auf den wir besonders stolz sind.
Im März hat der BR einen Beitrag über die Superfaser Wolle! bei uns gedreht. Der SWR hat ebenfalls bei uns gedreht, und am 8. September einen Filmbeitrag über den Generationenwechsel am Finkhof ausgestrahlt.
Ende August veranstaltete der Finkhof einen Filmeabend in Arnach und zeigte anlässlich des 40jährigen Bestehens alte Videos über den Finkhof. Am nächsten Tag waren alle Arnacher und Finkhöfler zum Frühschoppen mit Weißwurst eingeladen, um gemeinsame Erinnerungen auszutauschen.
Im Spätsommer 2019 wurde im kleinen Ort Urlau, keine 20 km vom Finkhof entfernt, die Allgäuer Genussmanufaktur eröffnet. In dem als Genossenschaft organisierte Bürgerprojekt hat der Finkhof einen Laden mit einem Teil des Sortiments und eine Werkstatt zur Fellnäherei, wo man unseren Handwerkerinnen über die Schulter schauen kann, wie sie z. B. unsere Fahrradsattelbezüge nähen.
2020
Unsere Kooperation mit der Schäferei Falkenhof und die Zusammenarbeit mit dem lokalen Metzger weitet sich aus: wir verkaufen erstmals neben der Schafsalami auch Bio-Lammjäger sowie Rauchfleisch aus der Keule und Lende.
Das Corona-Jahr stellt vieles auf den Kopf. Das gemeinsame Miteinander kann nicht mehr so unbedarft gelebt werden - w i r g e h e n a u f A b s t a n d. Hygienekonzepte und Abläufe wurden von heute auf morgen angepasst. Wir nähen Stoffmasken. Die Saison wurde aber wie sonst auch geplant. Unsere langjährigen Lieferanten haben es uns gedankt. Die Genussmanufaktur in Urlau musste bereits nach wenigen Monaten coronabedingt wieder schließen. Hofladen und Marktstände wurden geschlossen und (begrenzt) geöffnet. Den Weihnachtsmarktstand in Stuttgart haben wir nach mehr als 40 Jahren nicht aufbauen können. Dieses in vielerlei Hinsicht schwierige Jahr 2020 ist für uns ohne Kurzarbeit und ohne schwere Erkrankungen in der Belegschaft gut vorübergegangen.
2021
Zusammen mit unserem neuen Partner entwickeln wir unsere neue Naturkosmetik. Mit viel Erfahrung, Wissen und Fingerspitzengefühl werden nun nur wenige Kilometer vom Finkhof entfernt feine Cremes und Balsame aus hochwertigen natürlichen Zutaten für uns hergestellt.
Als weitere Reaktion auf die andauernde Corona-Pandemie richten wir für unsere Mitarbeiter (sofern in den jeweiligen Arbeitsbereichen umsetzbar) Home-Office-Arbeitsplätze ein.
Die Wissenssendung für Kinder „Checker Tobi“ dreht einen Stoff-Check über das Thema Schafwolle und Wollstoffe bei uns.
Aufgrund der Flutkatastrophe wird auch die Wollwäscherei im belgischen Verviers, bei der wir unsere regionale Wolle waschen lassen, überflutet. Somit kann dort monatelang keine Wolle mehr gewaschen werden.