Unsere Wolle
Wolle vom Schaf
Vor langer Zeit erkannten die Menschen den Wert und die Vielseitigkeit von Schafwolle. Dies belegen Wollfilze aus Ägypten und China, die ca. 7000 Jahre alt sind. Erst mit der Erfindung der Schere in der Eisenzeit ca. 600 Jahre v. Chr. wurde es möglich, den Schafen das Wollkleid abzuschneiden; bis dahin konnte Wolle nur ausgerauft oder dort, wo sie im Gebüsch hängen geblieben war, eingesammelt werden. Der Begriff „reine Schurwolle“ besagt bis heute, dass die Wolle vom lebenden Tier stammt.
Wolle aus regionaler Herkunft
Entdecken Sie unsere faszinierenden, vielseitigen Wollgarne, deren Weg wir von den Schäfereien über alle Verarbeitungsschritte begleiten. Wir finden es wichtig, Schäfereien aus unserer Region zu unterstützen und möglichst viel Wolle für unsere Produkte direkt von ihnen zu beziehen. Gleichzeitig schätzen wir die Wolle der hiesigen Merinolandschafe sehr, denn sie eignet sich hervorragend für unsere dicken Pullover, Socken oder Strickgarne.
An unserem neu gestalteten Schafkopf-Logo können Sie die Produkte direkt erkennen, die wir aus regionaler Wolle fertigen lassen und deren Produktionsschritte wir bis zum fertigen Endprodukt begleiten.
Den wenigsten Textilherstellern oder -händlern ist es vergönnt, den unverarbeiteten Rohstoff ihrer Produkte selbst in den Händen zu halten. Doch wenn einmal im Jahr auch unsere Schafherde geschoren wird, ist genau das der Fall. Wir können die Wolle sorgfältig sortieren und schon an dieser Stelle überlegen, welcher Teil zu dicken Finkhof-Socken, regionalen Wolldecken oder Wollgarnen verarbeitet werden soll.
Der Weg unserer regionalen Wolle: von der Weide zum Pulli
Die Rohwolle sammeln wir von Schäfereien im süddeutschen Raum ein, die kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT) betreiben, und mit denen uns teilweise jahrelange Partnerschaften verbinden. Anschließend wird die Wolle in die Wollwäscherei nach Belgien gebracht. Lieber wäre uns natürlich, die Wolle müsste nicht so weit transportiert werden, doch ist dies die uns am nächsten gelegene Wäscherei, die nach unseren Vorstellungen arbeitet und entsprechend zertifiziert ist.
Ist die Wolle gewaschen und getrocknet, ist eine Streichgarnspinnerei im Osten Deutschlands die nächste Station. Bei diesem alten, relativ langsam laufenden Verfahren werden lange und kurze Fasern zu einem Faden versponnen und anschließend verzwirnt. Durch diese besondere Methode entstehen voluminöse Garne mit angenehm weichem Griff und guter Festigkeit. Soll ein farbiges Garn entstehen, geht es in die Textilfärberei, die ihren Sitz ebenfalls in Deutschland hat.
Die Qualität dieser besonderen Faser ist für uns ein Muss
Das Merinolandschaf zählt zur Rasse der Merinoschafe und ist das in Deutschland am häufigsten gezüchtete Schaf. Es zeichnet sich durch Widerstandsfähigkeit und Ausdauer aus und kommt auch auf den kargen Mittelgebirgsweiden Süddeutschlands sehr gut zurecht. Dadurch hat es sich besonders in Baden-Württemberg und Bayern zu einer der beliebtesten Schafrassen etabiliert.
Aufgrund unseres eher feuchten und kühlen Klimas brauchen die hier lebenden Merinolandschafe über ihrem wärmenden feinen Unterhaar langes grobes Deckhaar, an dem der Regen gut ablaufen kann. In trocken-heißen Gebieten ist dies nicht nötig, daher wächst z. B. den australischen oder südamerikanischen Merinoschafen ein äußerst feines Vlies, ihre Wolle ist besonders weich. Unsere regionale Wolle ist von mittlerer Feinheit und sehr strapazierfähig. Nach der ersten Wäsche, wenn sich alle Fasern schön aufstellen, gewinnt sie zudem an Weichheit und Volumen.
Wir lassen sie zu Streichgarnen in verschiedenen Stärken verspinnen, die für viele Verwendungszwecke sehr gut eingesetzt werden können. Viele unserer gestrickten Pullover und Westen, die dicken Socken, Vliese, kardierte Wolle und Märchenwolle sowie die Schals aus der Finkhof-Weberei werden aus Wolle dieser Qualität hergestellt. Feine Kammgarne von Merinoschafen für weiche Unterwäsche kann man daraus nicht spinnen. Das überlassen wir lieber Spezialisten, die sich auf diesem Gebiet auskennen und die ebenfalls mit unseren Qualitätskriterien übereinstimmen.
Nicht nur die Qualität der Wolle, sondern auch der Verzicht auf Pestizide und eine artgerechte Tierhaltung sind für uns und die Schäfereien, bei denen wir Wolle zukaufen, wichtige Kriterien. Wir beginnen hier also ganz am Anfang der textilen Kette – beim Rohstoff. Bis daraus ein Pullover gestrickt oder eine Decke gewebt ist, sind viele weitere Arbeitsschritte notwendig: Waschen, Kardieren, Spinnen, Färben, Stricken, Weben, Konfektionieren. Auch hier gilt es, genau hinzuschauen, was wie gemacht wird und die passenden Partnerbetriebe zu finden.
Unsere Maßstäbe bei der Wollverarbeitung
Weniger ist manchmal mehr. Das gilt für uns auch rund um das Thema Wolle. Folgende Punkte liegen uns bei der Verarbeitung unserer Wolle deshalb am Herzen:
Schonende Wäsche der Rohwolle
Ein Teil des natürlichen Wollfetts bleibt in der Wolle enthalten und weniger Waschmittel gelangen ins Abwasser. Die Wollprodukte behalten jedoch auch den typischen Schafgeruch, besonders in feuchtem Zustand.
Verzicht auf Karbonisierung
Beim Karbonisieren werden Pflanzenteile mit Hilfe von verdünnter Schwefelsäure aus der Wolle herausgelöst. Dieser Prozess ist außerdem mit einem erheblichen Wasserverbrauch verbunden. Verzichtet man darauf, werden die Garne etwas unregelmäßiger und ab und zu findet sich ein kratziges Strohhälmchen im Pullover.
Verzicht auf chemische Ausrüstung
Häufig wird bei filzfrei ausgerüsteter Wolle die Schuppenschicht der Wollfaser angeätzt und/oder mit einem Kunstharzfilm überzogen. Wir verzichten auf diese Ausrüstung. Durch die Auswahl geeigneter Wollqualitäten und mechanischer Ausrüstungen, wie z. B. Vorwaschen, Aufrauen oder Walken schonen wir unsere Umwelt, und die guten Eigenschaften der Wolle bleiben erhalten.
Verzicht auf Bleichung
Das schont die Umwelt, hat aber auch die Konsequenz, dass wir keine reinweißen oder grellbunten Textilien aus unserer Wolle anbieten können.
Wolle aus regionaler Herkunft – naturbelassen oder gefärbt
Pflanzengefärbt
Die Pflanzenfärberei mit natürlichen Farbstoffen bedient sich hauptsächlich nachwachsender Rohstoffe, wobei Pflanzen angebaut und für Färbezwecke geerntet werden. Um einen Farbsud herzustellen, werden die Pflanzenteile in Wasser ohne Zusatz anderer Stoffe gekocht. Die ausgekochten Färbepflanzen können danach kompostiert werden und gehen so in den Kreislauf der Natur zurück.
Die vielen Komponenten und Möglichkeiten, die bei den Pflanzenfarben so schön zur Geltung kommen, erfordern eine ganz besondere Vorgehensweise und viel Erfahrung. Als Färbepflanzen werden hauptsächlich Reseda oder Birkenblätter zur Gelbfärbung, Cochenille zur Rotfärbung und Indigo für Blautöne verwendet. Aus diesen drei Grundfarben lassen sich alle weiteren Mischtöne erzielen. Bei den meisten Färbungen sind Beiz- und Hilfsstoffe nötig, um die Farben dauerhaft an die Wollfaser zu binden. Dafür wird Alaun, Weinstein, Essigsäure und Natriumdithionit verwendet. Ein Pflanzenfarbstoff enthält immer mehrere Farbkomponenten, das Ergebnis einer Pflanzenfärbung ist daher auch immer eine harmonische Farbkombination.
Chemisch gefärbt
Unsere chemisch gefärbten Garne sind eine gut durchdachte, technisch saubere und qualitativ hochwertige Alternative zur Färbung mit Naturstoffen. Die Textilfärberei verfügt über einen eigenen Brunnen mit sehr weichem Wasser. Aufgrund der guten Wasserqualität wird neben den Farbstoffen nur Kochsalz und Essigsäure in geringen Mengen zum Färben benötigt. Ein seifenähnliches Hilfsmittel in geringer Dosierung bindet das Wollfett ein und sorgt für gleichmäßige und dauerhafte Farben. Die Farbstoffe sind umweltschonend sowie hautverträglich und entsprechen den strengen Richtlinien des IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.). Dadurch sind viele bedenkliche Substanzen, wie z. B. Schwermetalle oder Azofarbstoffe von vornherein ausgeschlossen.
Anders als bei der Pflanzenfärbung werden die Farbstoffe durch die chemische Färbung fast restlos, d. h. zu 96 - 99 % von der Wollfaser aufgenommen. Die Belastung des Abwassers ist daher sehr gering, ebenfalls ist die Wassermenge, die zum Spülen der Garne benötigt wird, deutlich reduziert.
Naturbelassen – ungefärbt
Die Wolle stammt von unseren Schafen oder von Schäfereien aus dem süddeutschen Raum, die kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT) betreiben. Bei der Weiterverarbeitung der Rohwolle legen wir Wert auf die schonende Wäsche, den Verzicht auf chemische Ausrüstung, Bleichung und Karbonisierung. Für Farbnuancen und Melierungen wird z. B. braune und weiße Schurwolle in unterschiedlichen Mengenverhältnissen gemischt.